Liebe zu Coronazeiten

Tipps für Ihre Beziehung: Existenzangst, Ausgangsbeschränken, soziale Distanzierung. Dazu Verunsicherungen, Vorurteile und leere Supermarktregale. Wow, das habe ich bisher noch nicht erleben müssen. Eine ganz neue Bandbreite an Erfahrungen und Gefühlen, die meinen Alltag durchfluten. Nachdem ich einige Tage in einer Schockstarre verharrte und zusätzlich gegen einen grippalen Infekt gekämpft habe, bin ich nun endlich wieder da.

Aber nicht nur ich bin da. Also zuhause. Da sind auch noch meine 4 Mitbewohner. Seit 10 Tagen bleiben meine 2 Schulkinder zuhause, der älteste geht zur Arbeit. Mein Mann bleibt inzwischen auch daheim. Nun erlebe ich ganz neuartige Herausforderungen und wir dürfen unseren Alltag neu gestalten. Langeweile, Pubertät und die Bedürfnisse von 5 Persönlichkeiten in unterschiedlichen Lebensphasen prallen wie bei einem krachenden Sommergewitter aufeinander und laden die Luft elektrisch auf. Da heißt es, einen Blitzableiter aufzustellen, denn wir wollen ja auch noch in Zukunft gut miteinander leben.

Damit auch Ihre Beziehung oder Familie diese aufregende Zeit unbeschadet übersteht, nenne ich Ihnen ein paar meiner Blitzableiter:

Struktur in den Tagesablauf bringen:

Sicherlich ist es ein wundervolles Gefühl, sich morgens im wohlig warmen Bett zu räkeln und einfach liegen zu bleiben. Das darf auch gerne ein paar Tage so sein. Doch gerade in Krisenzeiten ist es unglaublich wichtig, weiterhin Strukturen beizubehalten. Sie müssen ja nicht unbedingt um 6 Uhr voller Elan aus dem Bett springen. Doch den Vormittag zu verschlafen sollte auf Dauer auch keine Option sein. Legen Sie eine für alle Beteiligten akzeptable Uhrzeit für das gemeinsame Frühstück fest. Ja, und das gilt nicht nur für das Frühstück. Gemeinsame Essenszeiten fördern das Miteinander. Außerdem geben das Zusammensitzen am Tisch Raum und Zeit für Gespräche mit dem Partner/in oder der gesamten Familie.

Richtige (Freizeit)-kleidung anziehen:

„Ich darf ja eh nicht raus und werde nur von mir und dir gesehen“. Schade, wenn Sie sich und Ihre Liebsten als „nur“ bezeichnen. Zeigen Sie sich doch selber gegenüber Wertschätzung und kleiden sich so an, als wenn Sie das Haus verlassen würden. Die Haare ordentlich frisieren, als Frau etwas Make-up auflegen, ein Hauch von Parfüm aufsprühen. Herrlich. Einfach alles, was dazu gehört. Kleidung macht ganz viel mit uns und trägt zum Wohlbefinden bei. Die Jogginghose darf zwar auch mal sein, aber doch bitte eher für die sportlichen Aktivitäten.

Sport und Bewegung:

Ganz ehrlich: Ich schreie nicht so laut hier, wenn es um anstrengenden Sport geht. Moderat gerne, ich habe da Pilates, Wandern und Golfspielen für mich entdeckt. Und ob Sie es glauben oder nicht, gerade jetzt ist Bewegung und Sport immens wichtig. Sport stabilisiert Körper und Psyche, stärkt unser Immunsystem und erhöht die Widerstandsfähigkeiten gegen Belastungen jeder Art. Und auch die Psyche erlaubt sich eine Auszeit, um sich von den ungewohnten Themen zu erholen. Auch wenn im Moment die Fitnessstudios, Sportstätten, Vereine, Lauftreffs usw. geschlossen sind, können Sie viele Übungen und Bewegungsabläufe zuhause oder in der Natur tätigen. Ich mag ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft (das Tageslicht als Vitamin D Lieferant). Die heben meine Stimmung und ich kann, wenn ich alleine gehe, meinen freudigen Gedanken freien Lauf lassen. Ganz neu entdeckt habe ich, dass ich kleine Getränkeflaschen zu „Hanteln“ umfunktionieren kann. Bei den verschiedenen Arten von Liegestützen (auch für Anfänger mögliche) schaue ich meinen Männern lieber zu. Es gibt auch viele Stabilisierungsübungen und und und. Wer gar keine eigenen Ideen hat, findet Zurzeit eine Vielzahl an kostenlosen online Angeboten.

Gemeinsame Aktivitäten:

Neben den Spaziergängen oder dem Sportprogramm dürfen Sie auch weitere Aktivitäten gemeinsam erleben. Nicht nur nebeneinander auf der Couch sitzen und jeder fixiert sein eigenes Smartphone. Entdecken Sie gemeinsam Neues. Seien es ganz klassisch Spiele, Fotos anschauen, Zukunftspläne schmieden oder vielleicht auch mal wieder gemeinsam kochen.

Hausarbeiten neu aufteilen:

Inzwischen „brummelt“ bei uns 3 Mal täglich die Spülmaschine. Klar, jeder von uns hofft, dass sich das Geschirr von alleine ein- und ausräumt. Leider hat sich dieser Wunsch noch nicht erfüllt. Essen vorbereiten, kochen, Geschirr spülen, Staubsaugen, Wäschewaschen usw. Im Moment habe ich den Eindruck, es gäbe dafür eine Hochkonjunktur. Aber das ist ja auch ganz klar, wenn alle den ganzen Tag zuhause sind. Glücklicherweise hat mein Mann, der ja coronabedingt überwiegend zuhause ist, einen Großteil übernommen. Damit ich meine Büroarbeiten erledigen kann. Ich weiß aber auch von einigen Paaren, dass es nicht immer so harmonisch läuft. Sprechen Sie über die gestiegenen Aufgaben im Haushalt und teilen Sie diese erneut und gerecht auf. Damit bleibt auch mehr Zeit für jeden einzelnen.

Eigene Auszeiten nehmen:

In vielen Haushalten mag es schwierig sein, sich Auszeiten und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. Ich gehöre zu den Menschen, die recht viel Zeit für sich benötigen. Ich genieße es, mich in mein gemütliches Büro (außerhalb meines Wohnhauses) zurückzuziehen und dort alleine zu sein. Leider kann nicht jeder auf solch eine Option greifen. Daher: Sprechen Sie rechtzeitig über Ihre Bedürfnisse und Wünsche nach Rückzug und Auszeit. Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe. Ängste und Unsicherheiten zeigen sich auf verschiedenen Wegen. Manch einer braucht in solchen Momenten mehr Nähe, andere bevorzugen Distanz. Egal, in welcher Form es sich ausdrückt. Diese Bedürfnisse als Blödsinn abzutun, hilft niemanden. Bleiben Sie in Kontakt. Sprechen Sie auch über Ihre Gedanken und Ängste. Aber lassen Sie sich nicht in eine Abwärtsspirale ziehen. Finden Sie immer mal wieder Gründe, sich zu freuen und dankbar zu sein.

Ich wünsche Ihnen eine harmonische „Social Distancing“. Genießen Sie die Zweisamkeit und entdecken Sie sich und Ihre Liebe auf eine ganz neue Art und Weise.

Vielen Dank an Petra Woll für das Foto.